Shariff

SPD diskutiert offen über den Afghanistan Einsatz

Veröffentlicht am 14.04.2010 in Veranstaltungen

© Kurt Michel / PIXELIO

Über 70 Gäste waren gekommen um am Samstag den 10.4.2010 im Heilbronner Gewerkschaftshaus, gemeinsam mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Josip Juratovic und dem langjährigen außenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Gert Weisskrichen über die Frage der weiteren Entwicklung des Afghanistan Einsatzes der Bundeswehr zu diskutieren. Organisiert wurde diese Veranstaltung von einem breiten Bündnis, die Jusos, die SPD AG 60+ sowie der Arbeitskreis Europa und der Ortsverein Lauffen-Neckarwestheim luden gemeinsam zu einer offenen Diskussion zu diesem aktuellen Thema ein.

Mit nein stimmte Josip Juratovic bei der letzen Verlängerung des Bundestagsmandats für die Weiterführung des Afghanistan Einsatzes. Dieses Abstimmungsverhalten war auch der Grundstein seines Redebeitrags zu beginn der Diskussion. Die vielen Unklarheiten die das neue ISAF-Mandat enthält, die immer noch vagen Ziele und die immerstärkere militärische Komponente führte er als Begründung seiner Ablehnung an. Besonders hob Juratovic seine persönlichen Erfahrungen aus der Zeit der Balkan-Kriege hervor, die ihn sehr prägten.

Im Anschluss gab Gert Weisskirchen einen Rückblick auf die Entwicklungen in Afghanistan in folge der Geschehnisse am 11.September 2001. Er hob dabei besonders die Rolle der Vereinten Nationen hervor die mit ihren Beschlüssen die Grundlage für die Entsendung deutscher Soldaten bilden. Dabei sparte er nicht mit kritischen Anmerkungen über die Entwicklung des Einsatzes hin von der reinen Unterstützung beim Aufbau eines demokratischen Afghanistans zu einer Beteiligung der internationalen Streitkräfte an einem Bürgerkrieg, der aus Sicht Weisskirchens am Hindukusch herrscht.

„Sofort raus aus Afghanistan!“ ist eine oberflächlich betrachtet einfache Antwort auf die Frage wie es weitergeht mit dem Bundeswehreinsatz. In der lebhaften Diskussion mit dem Publikum war diese Frage das beherrschende Thema. Dabei stellten sowohl Juratovic als auch Weisskirchen fest, dass ein sofortiger Abzug der deutschen Soldaten fatale Konsequenzen für die Menschen in Afghanistan mit sich bringen würde. Ein Abzug müsse geregelt und koordiniert erfolgen und es muss endlich gelingen die Afghanen in die Möglichkeit zu versetzen für ihre eigene Sicherheit zu sorgen und ihnen eine Perspektive zur Entwicklung ihres Landes zu ermöglichen. Dies könne nur gelingen wenn man endlich politische Realitäten akzeptiert und nicht versucht ein westliches Modell auf Afghanistan zu übertragen, stellte Weisskirchen heraus. Auch das Bombardement der Tanklastzüge in Kunduz im September vergangenen Jahres, bei dem über 100 Afghanen den Tod fanden, und die Rolle der Bundesregierung rund um dieses Ereignis wurde äußerst scharf kritisiert.

Die Rolle der USA wurde durch verschiedene Wortbeiträge sehr kritisch bewertet, Juratovic sieht aber seit dem Amtsantritt Barrack Obamas einen positiven Wandel in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten.

Abschließend wurde auch die Betreuung der in Afghanistan eingesetzten Bundeswehrangehörigen thematisiert. Insbesondere in der psychologischen Nachbetreuung der Soldaten sowie derer Angehörigen wurden große Missstände angemahnt.

„Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, mit der wir es geschafft haben das Thema Afghanistan auch hier vor Ort ernsthaft zu behandeln“ waren sich Sieghart Brenner, Vorsitzender der SPD AG 60+ und der Juso-Vorsitzende Markus Herrera Torrez am Ende einig.

 

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