Shariff

"In your face" - Juso-Party im Club mobilat

Veröffentlicht am 19.09.2004 in Presseecho

Nette Rebellen, entzückend unschuldig

Die Ramones sind nicht mehr. Dee Dee ist tot, Joey ist tot und jetzt hat es auch noch den guten alten Johnny erwischt. Und wie geht's den Jungs von Victim of Authority? Im Club Mobilat Heilbronn hüpfen die Punkjünger, die noch in den Windeln lagen, als die Oldschool Punker schon längst ihre erste Entziehungskur abgebrochen hatten, wie die Derwische über die Bühne, murmeln was von "damit die Toten anständig bewirtet werden" und geben, entzückend unschuldig, die Westentaschen-Rebellen.

Wuchtiges Bass-Geschrammel, böser Blick, ihre Instrumente zerlegen sie aber nicht, wo kämen wir denn da hin. Das alte Volkslied "Should auld Acquaintance" nehmen sie sich vor, Stoff von den Pogues, Ton, Steine, Scherben und den Ramones. "Hey ho, let's go". Und dann treten sie auch schon ab, um Platz zu machen für zwei Hiphop-Formationen: Versbox, die sich nach diesem, aber nicht wegen dieses Konzertes trennen, und Mäckes.

Die einen laut und voll fett und politisch irgendwie so richtig anstrengend korrekt drauf, die anderen laut und voll fett und indisponiert wegen Erkältung. Die politische, wahrscheinlich "voll fette" Botschaft von Mäckes geht unter.

"Kommt näher, um unseren Schweiß zu spüren." Gehorsam rücken die Besucher, die einer Einladung der Heilbronner Jusos gefolgt sind, Versbox auf den Leib. Wortkaskaden folgen, Schizophrenie wird mit Monotonie verkuppelt, Waffen werden vertickt, gar böse Rattenfänger treiben ihr Unwesen. Und dann ist Schluss. Versbox löst sich auf und ist gerührt. Mäckes' Marktschreierauftritt mit der kernigen Aussage "Meine Welt ist kaputt" verpufft im sich leerenden Club. Nachtrag: "Hammergut" fanden Versbox ihren Auftritt. Das musste einmal gesagt werden.

Manuela Adick, Heilbronner Stimme

 

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