Shariff

Nach der Lehre auch studieren dürfen

Veröffentlicht am 11.02.2005 in Presseecho

Bericht aus der Heilbronner Stimme

36 Jahre ist es alt: das Berufsbildungsgesetz. Das neue Gesetz ist formuliert. Ist es gut geworden? Was kommt zu kurz? Die Jungsozialisten organisierten zusammen mit der IG Metall Jugend eine Podiumsdiskussion dazu.

Die Probezeit wird von drei auf vier Monate verlängert, so will es die Wirtschaft. Schließlich seien die Jugendlichen anfangs kaum im Betrieb. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss, stellt dem jungen Publikum im Heilbronner Gewerkschaftshaus die Grundzüge und Probleme des Berufsbildungsgesetzes vor. Noch ist es nicht verabschiedet. Im Februar muss der Bundesrat noch zustimmen. Doch alle auf dem Podium - Jörg Tauss, Renate Rabe, Geschäftsführerin des Bereichs Berufsbildung bei der Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken, Angela Guldi von der IG Metall Jugend, sowie als Moderatorin Tanja Sagasser von den Jusos, sind sich einig: Gut, dass das Gesetz überhaupt einmal reformiert wird. 36 Jahre alt ist die jetzige Version.

In manchem sind sich der Politiker Tauss und IHK-Frau Renate Rabe einig. Zum Beispiel: "Es kann nicht sein, dass nach dreijähriger Berufsausbildung im Dualen System den jungen Leuten verwehrt wird, sich zum Beispiel auf einer Fachhochschule weiterzubilden. Ihre Forderung: "Die Durchlässigkeit muss noch weiter verstärkt werden." Da geht das Gesetz beiden nicht weit genug. Genauso beim Stichpunkt Internationalisierung: "Wir müssen daran arbeiten, dass unser Ausbildungssystem besser im Ausland anerkannt wird.

Eine Neuerung kommt gut bei Jörg Tauss an: Mehrere Betriebe kooperieren, da sie jeweils allein nicht alle Ausbildungsinhalte anbieten können. Sie sind zu spezialisiert. Die neue Verbundsausbildung soll kommen, die Abschlussprüfung in zwei Teilen abgelegt werden können. Nicht alle Gesetzesinhalte stoßen beim Publikum auf so große Gegenliebe. "Ich hätte mich gefreut, wenn das Berufsbildungsgesetz mehr auf die Zukunft als auf die Gegenwart zugeschnitten worden wäre." Ivan Curkovic ist Zuhörer und Vorsitzender der DGB-Jugend Heilbronn-Franken. Er kanzelt die so genannten Qualifizierungsschleifen, also das Berufsvorbereitungsjahr zum Beispiel, als Todesschleife ab. "Das sind keine Theoretiker, die wollen schaffen. So kommen sie nie aus dem Trott raus und erkennen ihre Chancen nicht." Kritik am Fremdsprachenunterricht von anderer Seite: Umgerechnet eine Viertelstunde Englisch pro Woche; das kritisiert ein anderer Zuhörer an seiner Mechatroniker-Ausbildung. "Da klappt das mit der Internationalisierung nie", ist sein Fazit.

Von Katja Feiler

 

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