Shariff

In der Kneipe hören: Ute Vogt mag Rock

Veröffentlicht am 08.02.2006 in Presseecho

Ungewöhnliche Kulisse: Wahlveranstaltung der SPD-Spitzenkandidatin im Heilbronner Sharkey’s

Von der Theke klirren die Eiswürfel im Cocktailglas. Die einen drehen sich irritiert um. Die anderen freuen sich auf ihr Mixgetränk. Deshalb sind sie am Montagabend da: Cocktails zu halbem Preis, heißt die Aktion in der Sportsbar Sharkey’s in Heilbronn. Sei leiser, sagen die Blicke in den Gesichtern von denen, die auf die Bühne schauen und sehen: Wo gerade noch Michael Schneider von der Band „Crazy in the Doghouse“ mit seiner Gitarre saß, hat jetzt Ute Vogt Platz genommen.

Die SPD-Frau, die bei der Landtagswahl im März auf den Ministerpräsidentenplatz rutschen will, nippt im Sharkey’s an ihrem Bier. Einen langen Tag voller Wahlkampfveranstaltungen hat sie hinter sich, erzählt sie Moderator Daniel Abbou. „So genau weiß ich gar nicht mehr, wie viele es waren. Sieben bestimmt.“ Und auch im Sharkey’s ist die 41-Jährige nicht zum Entspannen. Die Heilbronner Jungsozialisten (Jusos) haben sie hierher geholt. Zum Polit-Talk mit Live-Musik. „Ich habe gesehen, dass Ute Vogt an diesem Tag in der Region ist, und einfach mal gefragt“, erzählt Christian Eheim. Das Anfrage-Papier kam mit einem großen draufgekritzelten „Ja“ zurück. Sie kommt zum Bar-Talk.

Warum? „Die Zeiten sind vorbei, wo wir Politiker uns hinstellen konnten und warten, bis die Menschen zu uns kommen.“ Ute Vogt antwortet und fährt gleichzeitig mit dem Finger die Liste der Speisen hinab. „Was sind denn Twisters?“ Ihr Gegenüber weiß es - „so gebogene Pommes“. Doch bis die im Mund der SPD-Spitzenkandidatin landen, steigt die Politikerin zweimal auf den Hocker und beantwortet übers Mikro Fragen. Zum Beispiel: „Ute, was ist für dich das Schönste und das Schlimmste am Wahlkampf?“ Das viele Rumkommen sei schön, dass sie höre, was die Menschen bewegt, unterschiedliche Menschen kennen lernt. Weniger mag Ute Vogt das Für-sich-werben-müssen. „Ich will auch mal unfreundlich sein, wenn es nötig ist.“ Und: „Mich nerven die ständigen Hinweise, ob den Leuten meine Frisur gefällt oder nicht.“

Wer will, lauscht dem lockeren Geplauder, die anderen Gäste unterhalten sich weiter, als ob da ein Irgendwer etwas ins Mikro posaunen würde. Nicht alle sind wegen Ute Vogt hier. Auch wenn die Jusos den Besuch des ungewöhnlichen Gasts sogar über die Szeneplattform im Internet, diginights, verbreitet haben. „Ich habe ehrlich gesagt gar nicht zugehört“, gesteht Martin Ueberrhein. Er ist wegen der Live-Musik da. Ganz anders Hannah Mörbe. Die 19-Jährige kam gezielt. „Das hier ist viel familiärer, ungezwungener als bei einer Wahlveranstaltung in einer Halle. Und die Politiker sind den Menschen bei so einer Veranstaltung viel näher.“

Wohl war. Ute Vogt kommt gerade die Stufen von der Minibühne herunter, schon stupft sie einer an: „Ich hab da mal ne Frage...“ Mehrere wollen was über Ausbildung und Chancen von Jugendlichen wissen. Einer beginnt das Gespräch mit dem Satz: „Das mit der Rente ist ja schon so ein Mist...“Atom-Ausstieg, Bundeswehr und Polizei bei der Fußball-WM, Deutsch auf dem Schulhof: Etwas mehr als eine Stunde diskutiert Ute Vogt gegen den Schall von Songs wie „Down by the river“ - und wippt mit. Schließlich ist sie ein Rockmusikfan.

Dann zieht sie mit den Bodyguards mit Kabeln am Ohr und Blicken in alle Richtungen wieder von dannen. 23.13 Uhr ist es da. Und die Live-Musik geht weiter. Dass die Eiswürfel beim Mixen krachen, stört jetzt niemanden mehr.

Von Katja Feiler

 

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