Shariff

Lust aufs Wählen bekommen

Veröffentlicht am 24.02.2011 in Presseecho

Quelle: Heilbronner Stimme 23.2.2011

Brackenheim - Jugendforum der Heilbronner Stimme im Zabergäu-Gymnasium

Jugend – desinteressiert, politikverdrossen? Von wegen. Die Oberstufe des Zabergäu-Gymnasiums Brackenheim beweist beim Jugendforum der Heilbronner Stimme das Gegenteil. 60 Schülerinnen und Schüler lauschen am Dienstag im Mehrzweckraum aufmerksam den Vertretern der politischen Jugendorganisationen. Norbert Giegling findet den Austausch vor Ort wichtig. „Zapft den politischen Sachverstand an“, motiviert der Pädagoge die Schüler. Erfrischen kurzweilig, gut vorbereitet, hier und da ein bisschen frech zum Mitbewerber fordern die Jungpolitiker der im Landtag vertretenen Parteien die Jungwähler auf, ihr Land, ihre Zukunft mitzugestalten.

Fehler Bildung, G8 – welches andere Thema wird wohl die jungen Erwachsenen mehr umtreiben, als die gymnasiale Reform. Was ist schiefgelaufen, wenn im kommenden Jahr gleich zwei Abiturjahrgänge auf viel zu wenige Studienplätze an den Uni losgelassen werden, will Stimme-Redakteurin Nelli Nickl wissen. Sebastian Gerlach räumt zwar handwerkliche Fehler ein, „die sukzessive nachgebessert werden“. Doch grundsätzlich hält der Vertreter der Jungen Union den eingeschlagenen Kurs der CDU für richtig. Denn der Weg bist zur Studienreife in Deutschland sei im europäischen Vergleich bislang viel zu lang. „Das geht auf Kosten der Konkurrenzfähigkeit“. Auch Matthias Mettendorf (Junge Liberale) steht zu G8. Allerdings habe man auf Landesebene massiv versäumt, die Unterrichtspläne auszudünnen.

„Gut, dass ihr die Fehler erkennt“, erinnert Markus Herrera Torrez (Jusos) den Jungliberalen daran, das die FDP im Ländle regiert. Wäre die SPD an der Regierung, würde man auf das Diktat von oben also aus Stuttgart verzichten und jeder Schule die Entscheidung überlassen, ob sie G8, G9 oder gar beides anbieten wolle. Damit liegt er auf einer Linie mit Malte Heinrich. Der Vertreter der Grünen Jugend sieht den dringenden Bedarf, den Lehrplan anzupassen.

Gemeinschaftsschule – ein Steckenpferd der Sozialdemokraten und der Grünen. So plädieren Heinrich und Herrera Torrez für eine Reform: für die Gemeinschaftsschule, gegen das „hochgradig ungerechte“ Aussieben nach der Grundschule. Freilich sehen das Mettendorf und Gerlach gerade umgekehrt. Die Gesamtschule sei gescheitert, verweist Gerlach auf Nordrhein-Westfalen. Dominik Netter sitzt in der dritten Reihe nickt. Der Schüler aus Güglingen hat in NRW gelebt: „Das Niveau am Gymnasium entspricht der Realschule.“

Die Durchlässigkeit des baden-württembergischen System sei so groß wie in keinem anderen Bundesland pflichtet Mettendorf Gerlach bei: „Ich bin das beste Beispiel.“ Ein mäßiger Realschulabschluss ohne Chance auf einen Ausbildungsplatz. Dann die späte Zündung im Berufskolleg an der Berufsschule mit dem Erwerb der Fachhochschulreife.

„Bildung ist ein Menschenrecht. Das Darf nichts kosten“, weder im Kindergarten noch im Studium sagt Herrera Torrez. Keine Frage, die frühkindliche Betreuung muss weiter ausgebaut werden. Da sind sich die Podiumsteilnehmer einig.

Integration? Im Vergleich zu deutschen Großstädten wie Berlin sehen die Kandidaten das Musterländle auf einem guten Weg. Gerlach fordert aber Deutschkenntnisse ein und zwar vor der Einschulung. „Sonst hat das Kind schon verloren.“

Lenkrad Nach Stuttgart 21 landen die Jungpolitiker beim Selbstverständnis ihrer Jugendorganisation. „Wir sind der Stachel im Fleisch der CDU“, meint Sebastian Gerlach. Markus Herrera Torrez überbietet: „Wir sind der Motor der SPD.“ Malte Heinrich legt nach und erntet am meisten Beifall: „Als Lenkrad bestimmen wir die Richtung.“

Erschienen in: Heilbronner Stimme 23.2.2011
Von Rolf Muth

 

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